Eibe
Unterabteilung:
Samenpflanzen (Spermatophytina)
Klasse:
Coniferopsida
Ordnung:
Koniferen (Coniferales)
Familie:
Eibengewächse (Taxaceae)
Gattung:
Eiben (Taxus)
Art:
Europäische Eibe
Wissenschaftlicher Name
Taxus baccata
Europäische Eibe
Die Europäische Eibe (Taxus baccata), auch Gemeine Eibe oder nur Eibe genannt, früher auch Bogenbaum, Eue, Eve, Ibe, If, Ifen, ist die einzige europäische Art in der Pflanzengattung der Eiben (Taxus). Sie ist die älteste (Tertiärrelikt) und schattenverträglichste Baumart Europas. Sie kann ein sehr hohes Alter erreichen. Bis auf den bei Reife durch Karotinoide lebhaft rot gefärbten Samenmantel, den Arillus, der becherartig den Samen umgibt, und den Eibenpollen sind alle Pflanzenteile der Europäischen Eibe stark giftig. Sie war im Jahre 1994 Baum des Jahres sowie Giftpflanze des Jahres 2011. In Österreich war sie im Jahr 2013 Baum des Jahres.
Das Holz der Eibe wurde seit jeher vom Menschen geschätzt, da es eine außergewöhnliche Härte und Zähigkeit aufweist. Dementsprechend reicht seine Nutzung weit zurück. Den ältesten Nachweis für die Verwendung von Eibenholz als Werkzeug bildet die Lanzenspitze von Clacton-on-Sea aus der Holsteinwarmzeit vor etwa 300.000 Jahren. Aus der Eem-Warmzeit vor etwa 130.000 Jahren stammt die Lanze von Lehringen. Auch der berühmte „Ötzi“, die Gletschermumie, die 1991 in den Ötztaler Alpen gefunden wurde und vor 5200 Jahren lebte, trug einen Bogenstab von ca. 1,80 Meter Länge aus Eibenholz bei sich. Der Stiel seines Kupferbeiles war ebenfalls aus Eibenholz.
Während die Nutzung der Eiben in der Forstwirtschaft heute keine wirtschaftliche Bedeutung mehr hat, werden die schnittverträglichen Eiben seit der Renaissance häufig in der Gartengestaltung eingesetzt. Sie wurden und werden vor allem als immergrüne, geschnittene Hecken gepflanzt.
Standortanforderungen
Die Eibe ist standortvage, d. h. sie gedeiht auf feuchten, wechselfeuchten und sehr trockenen, sowie auf sauren und basischen Standorten. Das Ökogramm der Eibe zeigt die sehr große physiologische Amplitude dieser Baumart, die im trockenen Bereich sogar über waldfähige Standorte hinausgeht und selbst wechselnde Bedingungen erträgt. Die Eibe kommt oft auf frischem, humosem oder sandigem Lehm vor, sie gedeiht jedoch ebenso auf wechselfeuchten und sogar sandigen Standorten. Wie bei allen anderen Baumarten ist jedoch das Wachstum der Eibe auf gut durchwurzelbaren und nährstoffreichen Böden begünstigt. Sie kommt auf kalkhaltigen Standorten, Silikatgesteinsböden sowie auf organischen Substraten gleichermaßen vor. Die Europäische Eibe bevorzugt frische, nährstoffreiche, oft basische Böden in ozeanischer, feuchter Klimalage. Ihr Niederschlagsoptimum liegt bei über 1000 mm/Jahr. Ihren Wasserbedarf vermag sie aber auch aus nassen oder moorigen Sonderstandorten in generell niederschlagsärmeren Gebieten zu decken. Selbst in Flussauen ist sie zu finden, was auf eine Toleranz gegen Sauerstoffmangel im Boden hindeutet.
Die Europäische Eibe ist die schattenverträglichste Baumart Europas. Bei einer Temperatur von 20 Grad kann sie bei einer Beleuchtungsstärke von 300 Lux noch überleben. Junge Eiben sind obligate Schattenpflanzen, das heißt, sie gedeihen nur im Schatten, vor allem im schattigen Unterstand unter anderen Bäumen. Herangewachsene Eiben vertragen dagegen auch volle Sonne. Während Europäische Eiben in Wäldern mit einem völlig geschlossenen, immergrünen Kronendach, wie es für einen reinen Fichtenbestand typisch ist, nicht gedeihen, reichen ihnen noch fünf Prozent der Lichtmenge des Freilandes, um erfolgreich Blüten und Samen zu bilden. Am besten gedeihen sie in lichten Mischwaldbeständen, vor allem in Eichen-, Buchen-, Tannen- und Edellaubholzmischwäldern, aber nur wenn der Wildbestand so niedrig ist, dass nachwachsende Jungpflanzen nicht sofort verbissen werden. Dabei stellen sie beispielsweise in den Karpaten 12,4 Prozent der Stammzahl, 13,5 Prozent der Grundfläche und 4 Prozent des Holzvorrates. Die Europäische Eibe zählt dabei zu den sogenannten Klimaxwald-Baumarten, das heißt, sie kann sich in einer Pflanzengemeinschaft, die sich am Ende einer Sukzessionsfolge entwickelt hat, erfolgreich natürlich verjüngen. Reine Eibenbestände sind dagegen selten. Sie entstehen meist, weil das hohe Lebensalter, das Eiben erreichen können, sie die anderen Baumarten überdauern lässt, in deren Schatten sie zuvor wuchsen
Überlebensstrategien
Regenerationsfähigkeit
Das Regenerationsvermögen der Eibe ist im Vergleich zu allen anderen heimischen Nadelbäumen am stärksten ausgeprägt. Die hohe Regenerationsfähigkeit der Eibe zeigt sich einerseits darin, dass sie als einzige Nadelbaumart die Fähigkeit besitzt, aus dem Stock auszuschlagen. Andererseits schafft sie es durch ihre sehr gute Wundheilung (Wundüberwallung), auch große Schäden zu überstehen. Bis ins hohe Alter ist die Eibe in der Lage, durch die Bildung von Reiterationen auf mechanische, aber auch Frost- oder Sonnenbrandschäden zu reagieren. Diese Wiederholungstriebe dienen der Erneuerung der Krone und verschaffen Bäumen die Möglichkeit, alternde Äste zu ersetzen. Eine weitere Überlebensstrategie ist die vegetative Vermehrung. Diese ungeschlechtliche Vermehrung beruht auf der mitotischen Zellteilung. Die Tochtergeneration unterscheidet sich in ihrem genetischen Material daher nicht von der Muttergeneration; sie ist ein Klon. Das hohe vegetative Reproduktionsvermögen zeigt sich durch folgende Fähigkeiten: Durch die Bildung von Astsenkern können sowohl zusätzliche Nährstoffe aufgenommen werden, als auch eine vollständige Verjüngung eines einzelnen Eibenbaumes stattfinden. Bei umgestürzten Bäumen treiben sofort senkrechte Äste aus. Astteile, die mit dem Boden in Berührung kommen, beginnen Wurzeln auszuschlagen.
Dürreresistenz
Obwohl die Nadeln der Eibe weder über sklerenchymatische Verstärkungen noch schützende Wachstropfen in den Spaltöffnungen verfügen, gilt sie als ausgesprochen dürreresistent. So kann die Eibe ähnlich hohe relative Wasserverluste ertragen wie die Gemeine Kiefer (Pinus sylvestris). Beide besitzen ähnlich hohe absolute Wasserreserven (auf gleiches Gewicht bezogen) wie krautige, saftreiche Pflanzen, obwohl ihre Wasserkapazität (Wassergehalt bei Sättigung) vergleichsweise gering ist. Dadurch hat die Eibe in Relation zum Trockengewicht die Möglichkeit, weit höhere Wasserverluste, sogar bis zu 45 % ihres Gewichtes, zu überstehen. Eine weitere Fähigkeit, die die Eibe vor dem Austrocknen schützt, ist das schnelle Schließen der Stomata. So stellen vergleichende Untersuchungen von Tannen- und Eibennadeln fest, dass die Eibe auf ein Wassersättigungsdefizit viermal schneller mit einem Stomataverschluss reagiert als die Tanne (Abies).
Frosthärte
Die Winterüberdauerungsstrategie der Eibe beruht auf zwei Komponenten. Zum einen wird die Transpiration im Vergleich zum Sommer auf ein Fünftel bis zu einem Zwanzigstel eingeschränkt. Die Einschränkung ist umso höher, je kälter die Umgebungstemperatur ist. Zum anderen hebt die Eibe die Zellsaftkonzentration an. Dadurch kommt es zu einer Absenkung des Gefrierpunktes. Gemeinsam mit dem Gefrierpunkt verringert sich auch das Temperaturminimum für die Nettoassimilation von ca. −3 °C auf ca. −8 °C. Solange die Eibe ausreichend Vorbereitungszeit auf die Kälteeinwirkung hat, um ihre Zellsaftkonzentration entsprechend zu steigern, kommt es nur bei sehr tiefen Temperaturen von unter −20 °C zu Gefrierschäden. Wesentlich häufiger kommt es zu Schäden durch Frosttrocknis, die unter anderem auf den relativ schlechten Transpirationsschutz der Eibennadeln zurückzuführen sind. Diese Vertrocknungsschäden kommen aber meistens nur bei exponierten, freistehenden Bäumen vor. Des Weiteren ist die Eibe unempfindlich gegen Spätfröste. Sie erreicht das dadurch, dass die im Laufe des Winters erhöhte Zellsaftkonzentration nur langsam abgebaut wird. Dadurch bleibt diese winterliche Abhärtung lange in die Vegetationszeit hinein bestehen. Die Normalwerte des Vorjahres werden erst im Juni wieder erreicht.
Überschirmte Eibe
Schattentoleranz
Die Eibe gilt als ausgesprochen schattentoleranter Baum. Sie ist in der Lage, auch völlig überschirmt im Nebenbestand zu überleben. Sie verträgt im Vergleich zu den klassischen Schattenbaumarten wie Tanne und Buche deutlich mehr Beschattung. Wie beim Auftreten eines Wasserdefizites, schließen sich die Stomata auch bei Verdunkelung schnell. Sie öffnen sich erst nach der Überschreitung des Lichtkompensationspunktes. Allerdings kann die Eibe schon bei geringer Lichtintensität eine positive Nettoassimilation erreichen. Der Lichtkompensationspunkt, also der Punkt bei dem gerade noch eine positive Nettoassimilation möglich ist, beträgt bei der Eibe bei einer Temperatur von 20 °C etwa 300 Lux. Im Vergleich dazu kommen andere schattenertragenden Baumarten wie die Buche auf 300–500 Lux und die Tanne (Abies) auf 300–600 Lux. Eine typische Lichtbaumart wie die Weißkiefer (Pinus sylvestris) benötigt hingegen Werte von 1000 bis 5000 Lux zum Überschreiten des Lichtkompensationspunktes.
Giftigkeit
Holz, Rinde, Nadeln und Samen enthalten toxische Verbindungen, die in ihrer Gesamtheit als Taxane oder Taxan-Derivate (Diterpene) bezeichnet werden. Im Einzelnen lassen sich unter anderem Taxin A, B, C sowie Baccatine und Taxole nachweisen. Der Gehalt an toxischen Verbindungen ist in den unterschiedlichen Baumteilen verschieden hoch und schwankt in Abhängigkeit von der Jahreszeit und individuellem Baum. Der Samenmantel des Baumes ist hingegen nicht giftig und schmeckt süß. Der Taxolgehalt des Holzes ist allerdings sehr gering und liegt bei 0,0006 %.
Die toxischen Verbindungen werden beim Menschen und anderen Säugetieren rasch im Verdauungstrakt aufgenommen. Vergiftungserscheinungen können beim Menschen bereits 30 Minuten nach der Einnahme auftreten. Die toxischen Verbindungen wirken dabei schädigend auf die Verdauungsorgane, das Nervensystem und die Leber sowie die Herzmuskulatur. Ein Gegenmittel gibt es nicht. Zu den Symptomen einer Vergiftung zählt eine Beschleunigung des Pulses, Erweiterung der Pupillen, Erbrechen, Schwindel und Kreislaufschwäche, Bewusstlosigkeit. Bereits eine Aufnahme von 50 bis 100 Gramm Eibennadeln kann für den Menschen tödlich sein. In zerkleinerter oder zerhackter Form wirken die Nadeln fünf Mal stärker. Der Tod tritt durch Atemlähmung und Herzversagen ein. Menschen, die eine solche Vergiftung überleben, tragen in der Regel einen bleibenden Leberschaden davon.
Pferde, Esel, Rinder sowie Schafe und Ziegen reagieren in unterschiedlichem Maße empfindlich auf die in Eiben enthaltenen toxischen Verbindungen. Pferde gelten als besonders gefährdet – bei ihnen soll schon der Verzehr von 100 bis 200 Gramm Eibennadeln zum Tode führen. Bei Rindern treten Vergiftungserscheinungen bei etwa 500 Gramm auf. Gefährdet sind Weidetiere vor allem dann, wenn sie plötzlich größere Mengen aufnehmen. Dagegen scheinen zumindest Rinder, Schafe und Ziegen eine Toleranz gegen die Toxine der Europäischen Eibe zu entwickeln, wenn sie daran gewöhnt sind, regelmäßig kleinere Mengen davon zu fressen. In einem wissenschaftlich dokumentierten Fall haben Ziegen relativ dicke Eiben (BHD > 30 cm) durch das flächige Schälen der (ebenfalls giftigen) Rinde derart geschädigt, dass diese im Laufe der Zeit abgestorben sind. Die Ziegen selbst zeigten keine Vergiftungserscheinungen. Der Tod vieler Weidetiere durch Eibenfraß ist empirisch bestätigt; darum muss mit scheinbar abweichenden Einzelbefunden äußerst vorsichtig umgegangen werden. Die Vergiftungen treten bei den kleinen Wiederkäuern vor allem im Herbst und Winter auf, wenn auf der Weide Futtermangel besteht. Bei Kaninchen sollen bereits weniger als 2 Gramm der Nadeln zum Tode führen. Eine wirksame Therapie bei Eibenvergiftung existiert nicht. Unempfindlich gegenüber den Giften der Eiben und deshalb Verursacher von Schäden durch Wildverbiss sind Rehe und Rothirsche.
Die Eibe als Heilpflanze
In der Volksheilkunde wurden die frischen Zweigspitzen als Mittel bei Wurmbefall, als Herzmittel, zur Förderung der Menstruation, und als Abtreibungsmittel verwendet. Wegen der Giftigkeit werden diese Verwendungen von der modernen Medizin als zu riskant eingeschätzt.
Wirkstoffe sind Diterpen-Alkaloide vom Taxan-Typ, Baccatin III (das Gemisch wurde als „Taxin“ bezeichnet), cyanogene Glycoside, wie Taxiphyllin, Biflavonoide, wie Sciadopitysin und Ginkgetin.
In der Homöopathie wird Taxus baccata (HAB) gegen Verdauungsschwäche und Hautpusteln verwendet.
In den 1990er-Jahren gelang es, aus der Europäischen Eibe die zellteilungshemmende Substanz Paclitaxel, die man bisher nur aus der Rinde der Pazifischen Eibe, Taxus brevifolia, isolieren konnte, teilsynthetisch aus den Taxan-Verbindungen der Nadeln, speziell dem Baccatin III, herzustellen. Dazu kam später eine weitere Substanz, das Docetaxel. Diese Stoffe sind zur Chemotherapie von metastasierendem Brust- und Eierstockkrebs sowie von bestimmten Bronchialkarzinomen zugelassen.
Das Holz der Eibe
Eigenschaften und heutige Verwendung
Die Europäische Eibe ist ein Kernholzbaum. Kernholz bezeichnet die im Stammquerschnitt physiologisch nicht mehr aktive, dunkle, innere Zone, die sich deutlich vom äußeren, hellen Splintholz unterscheidet. Der schmale Splint ist gelblich-weiß und etwa zehn bis zwanzig Jahresringe stark. Das Kernholz weist eine rötlichbraune Farbe auf. Das wegen des langsamen Wachstums feinringige Holz ist sehr dauerhaft, dicht, hart und elastisch. Die Dauerhaftigkeit des Kernholzes resultiert aus der Einlagerung von Gerbstoffen, welche das Holz imprägnieren. Eibenholz ist, trotz der Dauerhaftigkeit, von dem Gemeinen Nagekäfer angreifbar. Ein Kubikmeter Eibenholz wiegt zwischen 640 und 800 Kilogramm. Im Vergleich dazu wiegt ein Kubikmeter Holz des Mammutbaums 420, der Kiefer 510 und der Buche und Eiche jeweils 720 Kilogramm. Eibenholz trocknet sehr gut, schwindet dabei nur mäßig und lässt sich leicht verarbeiten. Die Europäische Eibe hat heute allerdings keine wesentliche forstwirtschaftliche Bedeutung mehr. Das im Holzhandel nur selten angebotene Holz wird für Furnierarbeiten sowie für Holzschnitzereien und Kunstdrechslerei sowie zum Bau von Musikinstrumenten verwendet.
Verwendung in der Jungstein- und Bronzezeit
Im Laufe der Menschheitsgeschichte hat Eibenholz eine wesentlich größere Bedeutung gehabt als heute. Das harte und elastische Holz ist besonders für den Bau von Bögen und Speeren geeignet. Zwei der ältesten bekannten hölzernen archäologischen Artefakte sind aus Eibenholz gefertigte Speere. Der ältere Speer wurde in der Nähe von Clacton-on-Sea, Essex gefunden und wird auf ein Alter von 150.000 Jahren datiert. Der zweite Fund stammt aus dem niedersächsischen Lehringen, wo im Brustkorb eines in einer Mergelgrube konservierten Waldelefantenskeletts eine 2,38 m lange Eibenholzlanze gefunden wurde, die den mittelpaläolithischen Neandertalern zugeschrieben und auf ein Alter von 90.000 Jahren geschätzt wird. Zwischen 8000 und 5000 Jahre alt sind acht Eibenbögen, die in verschiedenen Ausgrabungsorten in Norddeutschland gefunden wurden. Ein ebenfalls sehr gut erhaltener und 183 Zentimeter langer Eibenbogen wurde 1991 bei der Ötztaler Gletschermumie gefunden. Auch dieser Bogen ist 5000 Jahre alt.
Jungsteinzeitliche Funde weisen die Verwendung von Eibenholz für die Herstellung von Gebrauchsgegenständen wie Löffeln, Tellern, Schalen, Nadeln und Ahlen nach. Drei bronzezeitliche Schiffe, die in der Mündung des Flusses Humber in Yorkshire gefunden wurden, bestehen aus Eichenplanken, die mit Eibenholzfasern miteinander verbunden waren. Auch die Reste bronzezeitlicher Pfahlbauten z. B. am Mondsee zeugen von dieser frühen Wertschätzung des Eibenholzes, das äußerst feuchtigkeitsbeständig ist.
Der Langbogen und seine Auswirkung auf die Eibenholzbestände
Zunächst nur aus dem Kernholz der Eibe gebaut, wurden etwa ab dem 8. Jahrhundert die unterschiedlichen Eigenschaften von Splint- und Kernholz zum Bogenbau genutzt. Als Englischer Langbogen wird ein Stabbogentyp des Spätmittelalters bezeichnet, der vor allem durch den massenhaften Einsatz in spätmittelalterlichen Schlachten bekannt wurde. Der aus einem Stück gefertigte Stab ist etwa so lang wie der Schütze, also um 180 Zentimeter, und besteht ungefähr aus 1/3 Splintholz und 2/3 Kernholz auf der Außen- bzw. Innenseite.
Die englischen Bogenschützen waren keine zum Kriegsdienst eingezogenen Leibeigenen, sondern bestens ausgebildete Soldaten, die für eine bestimmte Zeit vertraglich verpflichtet und gut bezahlt wurden. Sie konnten den Feind über eine Entfernung von über 400 Metern bekämpfen. Mit ihnen konnten englische Heere zahlenmäßig überlegene Streitmachten schlagen.
Ein früher Einsatz zahlreicher Bogenschützen ist für die Schlacht von Hastings am 14. Oktober 1066 belegt, in der die Normannen unter Wilhelm I. den englischen König Harald besiegten. Auf dem Bilderteppich von Bayeux sind Bogenschützen auf beiden Seiten zu erkennen. Im 13. Jahrhundert gingen die Eibenbestände der Insel stark zurück. Der erste Hinweis auf einen Import stammt von einer Zollrolle aus Dordrecht, die auf den 10. Oktober 1287 datiert ist. Für den 8. Januar 1295 ist für Newcastle die Ankunft von sechs Schiffen aus Stralsund belegt, die unter anderem 360 „Baculi ad arcus“ oder Bogenstäbe geladen hatten. Der Hundertjährige Krieg, ab 1337, trug entscheidend zur Bildung des Nationalbewusstseins bei Franzosen und Engländern bei; die Bevölkerung wurde stärker beteiligt. So verordnete Eduard III. 1339: „Hiermit befehlen Wir, dass jeder Mann von Leibes Gesundheit in der Stadt London zur Mußezeit und an den Feiertagen Bogen und Pfeile benützen und die Kunst des Schießens erlerne und übe.“ (SCHEEDER 1994, S. 43) Gleichzeitig wurden Spiele wie Steinstoßen, Holz- oder Eisenwerfen, Handball, Fußball und Hahnenkämpfe unter Androhung von Gefängnis verboten. Jeder Mann zwischen dem siebten und dem sechzigsten Lebensjahr war verpflichtet, einen Bogen und zwei Pfeile zu besitzen. Wegen der Holzknappheit und der starken Nachfrage mussten Höchstpreise festgelegt werden, damit sich jeder einen Bogen leisten konnte. „Da die Verteidigung des Reiches bisher in den Händen der Bogenschützen lag und nun Gefahr droht, befehlen Wir, daß jedermann 2 Schilling Buße je Bogen an den König entrichten muß, der einen solchen für mehr als drei Schilling sechs Pence verkauft“ (SCHEEDER 1994, S. 7). In der Schlacht bei Crécy 1346 und der Schlacht von Azincourt 1415 bei Arras, fügte das englische Heer, durch den Einsatz geübter Bogenschützen mit Langbögen, dem französischen Heer schwere Niederlagen zu.
Jedes Handelsschiff, das ab 1492 in England Handel treiben wollte, musste eine bestimmte Anzahl Eibenrohlinge mit sich führen. Das führte dazu, dass alle europäischen Eibenbestände so stark zurückgingen, dass diese sich bis heute nicht richtig erholt haben. Allein zwischen 1521 und 1567 wurden aus Österreich und Bayern zwischen 600.000 und eine Million zwei Meter lange und 6 cm breite Eibenstäbe für die Weiterverarbeitung zu Bögen ausgeführt. 1568 musste Herzog Albrecht dem kaiserlichen Rat in Nürnberg mitteilen, dass Bayern über keine schlagreifen Eiben mehr verfüge. In England erfolgte aufgrund der Eibenholzverknappung die Anordnung, dass jeder Bogenmacher pro Eibenholzbogen vier aus dem weniger geeigneten Holz des Bergahorns herzustellen habe, und Jugendlichen unter 17 Jahren wurde das Führen eines Eibenholzbogens verboten. Anordnungen aus dieser Zeit lassen darauf schließen, dass England, nachdem die mittel- und südeuropäischen Eibenvorkommen erschöpft waren, Eibenholz aus den Karpaten und dem nordöstlichen Baltikum bezog. 1595 ordnete die englische Königin Elisabeth I. die Umstellung des englischen Heeres von Langbögen auf Musketen an. Fritz Hageneder vertritt in seiner Monographie über die Eibe die Ansicht, dass diese Umstellung, die zu einem Zeitpunkt erfolgte, als der Langbogen der Muskete in Reichweite, Treffsicherheit und Schussgeschwindigkeit noch weit überlegen war, allein erfolgte, weil der Rohstoff Eibe für die Herstellung von Langbögen nicht mehr zur Verfügung stand.
Andere historische Verwendungen des Eibenholzes
Neben Langbögen wurden seit der Antike auch Armbrüste aus Eibenholz gefertigt.
Der dekorative rotbraune Holzkern machte das Holz für den Möbelbau, sowie zur Fertigung von Fußböden und Vertäfelungen interessant. Neben verschiedenen Gebrauchsgegenständen wie Webschiffchen, Kästchen, Eimern, Kämmen und Axtholmen wurde das feuchtigkeitsbeständige Holz unter anderem auch für Zaunpfosten sowie die sogenannten Sohlbalken/Schwellbalken verwendet, die direkt auf dem Steinfundament von Häusern auflagen und besonders leicht Feuchtigkeitsschäden ausgesetzt waren. Ebenso wurde das Holz für Zapfhähne und Wasserleitungen gebraucht. Das elastische Holz wurde bis ins 20. Jahrhundert bei der Herstellung von Peitschen verwendet. Anders als beim Langbogenbau war Eibenholz bei diesen Verwendungen jedoch relativ einfach zu ersetzen.
Verwendung als Gift-, Heil- und Nahrungspflanze
Die Giftigkeit der Eibe ist bereits Thema der griechischen Mythologie: Die Jagdgöttin Artemis tötet mit Eibengiftpfeilen die Töchter der Niobe, die sich ihr gegenüber ihres Kinderreichtums gerühmt hatte. Auch die Kelten verwendeten Eibennadelabsud, um ihre Pfeilspitzen zu vergiften und Julius Caesar berichtet in seinem Gallischen Krieg von einem Eburonen-Stammesfürsten, der lieber mit Eibengift Selbstmord beging, als sich den Römern zu ergeben. Zur Giftigkeit der Europäischen Eibe äußern sich Paracelsus, Vergil und Plinius der Ältere. Dioskurides berichtete von spanischen Eiben mit einem so hohen Giftgehalt, dass sie schon denen gefährlich werden konnten, die nur in ihrem Schatten saßen oder schliefen.
In der Medizin spielten Eibenzubereitungen ab dem frühen Mittelalter eine Rolle. Mit ihnen wurden unter anderem Krankheiten wie Epilepsie, Diphtherie und Rheumatismus sowie Hautausschläge und Krätze behandelt. Eibennadelsud wurde auch als Abortivum eingesetzt.
Neben der Verwendung als Gift- und Heilpflanze wurden Eibenbestandteile sogar als Nahrungspflanze verwendet: Der rote und süßliche Samenmantel, der ungiftig ist, lässt sich zu Marmelade einkochen, sofern die giftigen Samen entfernt werden. Eibenlaub wurde in geringem Maße traditionell den Futterpflanzen des Viehs beigemischt, um so Krankheiten vorzubeugen. In einigen Regionen wie etwa Albanien wird dies bis heute praktiziert.
Verwendung als Zierpflanze
Als einzige europäische Nadelholzart besitzt die Eibe ein gutes Ausschlagsvermögen. Die Schnittverträglichkeit und der dichte Wuchs führen dazu, dass Eiben sehr gerne als dichte Sichtschutzhecken verwendet wurden und werden. Eiben eignen sich auch sehr gut für geometrische oder figürliche Formschnitte. Beginnend mit der Renaissance wurden die immergrünen Eibenbäume daher in der Gartengestaltung eingesetzt. Scharf geschnittene Formhecken aus Eiben waren besonders in Barockgärten sehr beliebt. Zu den bekanntesten barocken Gartenanlagen, in denen Eibenhecken eine große Rolle spielen, zählen die Gärten von Versailles. Auch der Residenzgarten von Würzburg weist zahlreiche Eibenskulpturen auf. In England wurden gerne begehbare Labyrinthe aus Eibenhecken gestaltet. Den 114 Meter langen und 52 Meter breiten Irrgarten von Longleat House säumen mehr als 16.000 Eiben.
Mit der Hinwendung zum Englischen Landschaftsgarten begann ein zunehmendes Interesse für ausgefallene Züchtungen was bis heute zu mehr als siebzig verschiedenen bekannten Zuchtformen der Europäischen Eibe führte. Zu diesen zählen unter anderem:
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'Adpressa': Diese 1838 entstandene Form ist häufig in Gärten anzutreffen. Sie wächst als (nur weiblicher) Busch mit kleinen, teils überhängenden Zweigen. Die Nadeln sind länglich-elliptisch und spitz zulaufend; sie sind nur 1 cm lang. Es gibt auch eine gelbbunte Form.
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'Dovastoniana' (Adlerschwingeneibe): Diese 1777 erstbeschriebene Form wird etwa 5 bis 8 m hoch und 6 m breit und wächst einstämmig. Die Äste stehen waagrecht ab; die Spitzen und kleinere Seitenzweige sind überhängend. Die Nadeln sind Dunkelgrün.
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'Fastigiata': Diese ursprünglich in den 1760er Jahren in Irland gefundene Sorte ist als sogenannte Säuleneibe in Parks, Gärten und auf Friedhöfen weit verbreitet. Sie wächst sehr straff säulenförmig aufrecht. Die Nadeln sind sehr dunkelgrün und stehen spiralig um die Zweige. Der Gipfel wächst meist vieltriebig; dadurch wird die Krone im Alter oben breiter. Auf den britischen Inseln wird die Säuleneibe bis 15 m hoch, in Deutschland erreicht sie dagegen kaum 5 m.
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'Fastigiata Aurea': Sie wächst ähnlich wie die Sorte 'Fastigiata', hat jedoch anders als diese gelbe Nadeln.
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'Fastigiata Aureomarginata': Sie wird bis 5 m hoch und 2,5 m breit. Die Nadeln sind goldgelb.
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'Fastigiata Robusta': Sie wächst ähnlich wie die Sorte 'Fastigiata', wird bis 8 m hoch und 2 m breit. Die Nadeln sind mittelgrün.
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'Fructo-luteo': Diese 1817 in Irland gefundene Sorte wächst als breiter Busch und hat sehr dunkelgrüne Nadeln. Die reifen Samenmäntel sind nicht von roter Farbe wie bei der Art, sondern sind gelb gefärbt.
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'Overeynderi': Sie wächst als eiförmiger Strauch, wird bis 5 m hoch und 3 m breit. Die Nadeln sind dunkelgrün.
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'Repandens' (Kisseneibe, Tafeleibe): Sie wächst als kleiner Strauch, mit flach ausgebreiteten, sich überlappenden Ästen. Nach 10 bis 15 Jahren wird sie 0,5 bis 0,6 m hoch, die Endhöhe beträgt 0,8 bis 1 m. Die Nadeln sind oberseits schwarzgrün glänzend, unterseits blassgrün.
Die „Fortingall Yew“ gilt als Europas ältester Baum; sie steht im Dorf Fortingall in Perth and Kinross in Schottland; ihr Alter wird auf 3000 bis 5000 Jahre geschätzt.
Quelle: Wikipedia


